Im Laufe der Entwicklung im Mutterleib entwickeln sich beide Hoden im Bereich der hinteren Bauchwand und steigen normalerweise gegen Ende der Schwangerschaft durch den Leistenkanal in den Hodensack ab. Bei mehr als 5 % der Jungen ist der Abstieg des Hodens bei der Geburt noch nicht abgeschlossen. Dies bezeichnet man als Hodenhochstand, der zunächst aber nicht gleich behandlungsbedürftig ist.
Eine Hodenfehllage ist keine angeborene Fehlbildung, lediglich eine Entwicklungsstörung, die mit Risiken verbunden sein kann. Unbehandelt kann die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Zudem stellt der Hodenhochstand einen nicht unwesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung eines Hodentumors dar. Auch das Risiko für eine Hodenverdrehung ist durch Hochstand des Hodens erhöht.
Zu unterscheiden vom echten Hodenhochstand ist der Pendelhoden, der nicht behandlungsbedürftig ist. Aufgrund eines ausgeprägten Muskelreflex, der dem Schutz des Hodens dient, zieht sich der Hoden gelegentlich in die Leiste zurück. Ein Pendelhoden muss vom sog. Gleithoden abgegrenzt werden, der nur für einen kurzen Moment im Hodensack bleibt und behandlungsbedürftig ist. Ist der Hoden in der Leiste auffindbar, lässt sich aber nicht in den Hodensack verlagern, spricht man von einem Leistenhoden. Ist der Hoden weder im Hodensack noch in der Leiste zu finden, liegt ein Bauchhoden vor.
Die Diagnosestellung erfolgt durch eine körperliche und sonographische Untersuchung in meiner Praxis und ist für die Kinder völlig schmerzfrei. Ist der Hoden auch vor dem 1. Geburtstag noch nicht zuverlässig im Hodensack zu tasten, sollte eine Operation durchgeführt werden. Die früher regelmäßig empfohlene Hormontherapie im Alter von 5-6 Monaten wird nur noch in Ausnahmefällen empfohlen. Bis auf den Pendelhoden besteht in allen Fällen operativer Handlungsbedarf mit Verlagerung des Hodens in den Hodensack mit dem Ende des ersten Lebensjahres.